Ein Buch das von erschreckender Aktualität ist. Die fiktive deutsche Kleinstadt Ginsterburg und ihre unterschiedlichen Bewohner werden in drei sehr unterschiedlichen Jahren beleuchtet: 1935, 1940 und 1945. 1935 ist die Diktatur, quasi als Alternative für Deutschland, noch jung, 1940 steht sie in voller Blüte und 1945 erfolgt die Quittung. In diesen drei Schritten wird gezeigt, wie Menschen von einem unmenschlichen System belohnt, bestraft oder zusehends korrumpiert werden. Atemlos erschreckend und erhellend.
Das 500-jährige Jubiläum des Bauernkriegs schlägt sich in zahlreichen Publikationen, Ausstellungen und Veranstaltungen nieder. Das Buch von Professor Schwerhoff basiert auf einem ereignisgeschichtlichen Ansatz und stützt sich auf zahlreiche Regionalstudien. Wer auf eine ausführliche Darstellung der Geschehnisse Wert legt, ist mit diesem Buch bestens bedient. Im besten Sinn ein Nachschlagewerk. Natürlich widmet sich ein ganzes Kapitel den hiesigen Geschehnissen des Taubertaler und des Neckar-Odenwälder Haufens.
Franz Escher, ein allein lebender Trauerredner und passionierter Puzzleleger, wartet auf einen Elektriker, der in seiner Küche einen Wackelkontakt reparieren soll. Während er wartet, liest er ein Buch über einen ehemaligen jungen Mafiosi namens Elio, der im Zeugenschutzprogramm lebt. Elio liest ein Buch, in dem ein Franz Escher auf einen Elektriker wartet. Zwei Erzählstränge, die sich immer mehr verweben und verknoten obwohl sie auf unterschiedlichen Zeitebenen ablaufen. Nicht umsonst heißt ein Protagonist Escher.
Volker Ullrich erzählt die Geschichte Weimars für unsere Zeit, denn Demokratien sind fragil. In elf Kapiteln werden wichtige Ereignisse und Wegmarken dargestellt. Nichts war zwangsläufig und unvermeidbar, von den Anfängen in der Revolution von 1918 bis zum Januar 1933, wo man glaubte, Hitler einhegen zu können. Es kommt auf die konkreten Handlungen einzelner Personen an - damals wie heute. Volker Ullrich hat die Gegenwart fest im Blick. Das „Thüringer Modell“ lässt einen schaudern, denn dort zog 1930 die NSDAP erstmals in eine Landesregierung ein.
Als Hans, eine fiktive Person, die junge und schöne Stiefmutter seines Schulfreundes Hellmut Quandt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda in seinem Leben spielen wird. Noch ist die Weimarer Republik im Aufbruch und vieles scheint möglich. Hans und Magda beginnen eine Affäre, denn sie will aus ihrer Ehe ausbrechen und er seine Homosexualtität verbergen. Als die aufstrebende Magda dann Frau Goebbels und eine glühende Nationalsozialistin wird, kommt es zum Bruch. Nora Bossong beschreibt über zwanzig Jahre den Weg zweier Menschen und damit eines Landes.
„Am besten wäre ja, man könnte ein Leben probeweise erfahren, bevor man es wirklich lebt.“ Endlich wieder eine Neuerscheinung von Saša Stanišić. Schon der Buchtitel ist typisch oder sein Hinweis zu Beginn „Bitte der Reihe nach lesen“. Man muss einfach alles lesen, was dieser Sprachjongleur schreibt. Übrigens kommt auch „Maria Hilf in Bad Mergentheim“ ganz kurz vor, ohne das Internat näher zu beleuchten.
Im Dankesnachwort schreibt Elizabeth Graver „obwohl Kantika ein Roman ist, habe ich mit der Grenze zwischen Fakt und Fiktion gespielt und mich auf die Erfahrungen realer Personen gestützt“. Graver hat hiermit ihrer Großmutter Rebecca Cohen ein Denkmal gesetzt und ein halbes Jahrhundert jüdischer Geschichte aus deren Sicht geschildert mit den Stationen Konstantinopel, Barcelona, Havanna und New York. Eine opulente Familiengeschichte mit Tiefgang und einer starken Frauenpersönlichkeit. Absolut lesenswert.
Im Mai und Juni 1940 überrollt die Wehrmacht Frankreich und hunderte von Exilanten sind erneut auf der Flucht, bzw. erst einmal in Internierungslagern der Vichy-Regierung. Ein who is who der deutschen Intellektuellen: Anna Seghers, Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Hannah Arendt etc., etc.. „Für alles, was hier erzählt wird, gibt es Belege, nichts wurde erfunden“, schreibt Uwe Wittstock in seinem Vorwort. Ein Klima aus Verfolgungs- und Überlebensangst, aber auch der Fluchthilfe durch eine Gruppe Amerikaner.
Es sind die neunziger Jahre in Italien. In den Kneipen wird geraucht, an den Tankstellen wird man bedient. Alex Capus bezieht ein einsam stehendes Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs. Dort verbringt er als angehender Schriftsteller viel Zeit, um seinen ersten Roman zu schreiben. Dies ist eine nostalgische Erinnerung an eine vergangene Zeit mit Münztelefon und ohne Internet. Er setzt sich autobiographisch mit dem Prozess des Schreibens auseinander: „Auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller können nur erzählen, was sie in sich haben“.
Nürnberg 1946. Zum ersten Mal wurden hier die Hauptverantwortlichen eines verbrecherischen Regimes zur Rechenschaft gezogen - vor Gericht. Im Press Camp auf Schloss Faber-Castell bei Nürnberg wurden die ausländischen Pressevertreter untergebracht. Ein who is who berühmter Schriftsteller und Reporter aus aller Welt - aus Ost und West noch vor dem Beginn des Kalten Krieges. Es wurde diskutiert, getanzt, getrunken, gestritten, über Schuld, Sühne und Gerechtigkeit nachgedacht und verzweifelt.