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Buchtipps von Rainer Moritz

Zehn Bände exklusiv illustrierte Cover mit hochwertigem Leineneinband sind zum 40jährigen Bestehen der Reihe „Gebrauchsanweisungen für...“  entstanden. Insgesamt gibt es über 100 verschiedene Destinationen und seit ein paar Jahren zusätzlich einige Themenbände wie „Wald“, „Lesen“ oder „Leben“. Die Gebrauchsanweisungen dürfen bei keiner Reisevorbereitung fehlen. Sie geben nicht unbedingt praktische Tipps, aber die Mentalität des Reiseziels fangen sie wunderbar ein und sind somit unentbehrlich. Selbst wenn eine Reise doch nicht zustande kommen sollte.

Francesca Melandri entfaltet eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Sie holt die bisher verdrängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in Afrika in die Literatur und verknüpft sie mit dem Schicksal der heutigen Geflüchteten. Italienische Großmachtträume unter den Faschisten spielen genauso eine Rolle wie Italien unter Berlusconi. Geschichte hat kein Anfang und kein Ende.

Ein immer noch fremd anmutendes, von Kriegen und Katastrophen zerklüftetes Gebiet beginnt östlich von Deutschland und erstreckt sich über Russland bis zum Orient. Navid Kermani ist entlang den Gräben gereist, die sich gegenwärtig in Europa neu auftun: von seiner Heimatstadt Köln nach Osten bis ins Baltikum und von dort südlich über den Kaukasus bis nach Isfahan, die Heimat seiner Eltern. Mit untrüglichem Gespür für sprechende Details erzählt er in seinem Reisetagebuch von vergessenen Regionen, in denen auch heute Geschichte gemacht wird.

Hatten Sie immer noch keine Gelegenheit durch Angkor Wat oder Machu Picchu oder  durch die Grabeskirche in Jerusalem zu schlendern? Macht nichts. Der beeindruckende Bildband ermöglicht durch die Aufrisszeichnungen in 3D fast ein schöneres Erleben als dies vor Ort mögich ist. Natürlich sind bei den über 100 Bauwerken auch viele europäische Sehenswürdigkeiten dabei - egal ob Kirchen, Tempel, Museen, Schlösser oder andere historische Anlagen, die Sie vielleicht schon besucht haben und die sie jetzt noch besser erfahren können.

Ijoma Alexander Mangold lautet sein vollständiger Name; er hat dunkle Haut, dunkle Locken. In den siebziger Jahren wächst er in Heidelberg auf. Seine Mutter stammt aus Schlesien, sein Vater ist aus Nigeria nach Deutschland gekommen, um sich zum Facharzt für Kinderchirurgie ausbilden zu lassen. Weil es so verabredet war, geht er nach kurzer Zeit nach Afrika zurück und gründet dort eine neue Familie. Erst zweiundzwanzig Jahre später meldet er sich wieder und bringt Unruhe in die Verhältnisse.

Ein packender historischer Roman. Amsterdam 1701: Um einer Anklage wegen Ketzerei zu entgehen, macht sich der junge Pietist Pieter van Ackeren auf den beschwerlichen Weg in die niederländische Kolonie Suriname. Auf seiner Reise begegnet er Seemännern und Sklavenhändlern, Indianern und Wissenschaftlern, der Malerin Maria Sibylla Merian - und seiner großen Liebe, die ihm sein Glaube jedoch verbietet. Zwischen unbändiger Natur, roher Gewalt und christlichen Missionaren sucht Pieter nach seiner ganz eigenen Wahrheit.

Wenn Menschen lesen, verschwindet die Realität für kurze Zeit. Diesen Moment der Versunkenheit hat McCurry bei einem farbenfrohen Rundgang durch alle Kontinente festgehalten. Mit einer Einführung des berühmten Gegenwartsautors Paul Theroux. Mein Geschenktipp für alle Leseratten...

Als Erbschaft ihres Großvaters, ein brillianter Chemiker,  erhält Naomi Schenck den Auftrag, seine Biographie zu schreiben. Mit großer Wärme rekonstruiert Naomi Schenck ein Leben im 20. Jahrhundert und formt aus Erinnerungen und hunderten Geschichten das lebendige Porträt einer bürgerlichen Familie in Deutschland. Aus der Familiengeschichte wird zwangsläufig Zeitgeschichte. Das Sahnehäubchen ist der historische Bezug zu Wertheim.

Das passende Buch in Zeiten von Heimatsuche, Flucht, Exil und der Suche nach einer besseren Welt. Im Vorwort steht zu Recht, dieses Buch ist keine Kulturgeschichte Deutschlands, sondern eine „Art Roman“, weil sich „vor allem erzählend Klarheit über Gefühle gewinnen lässt“. Eberhard Rathgeb als Sohn deutscher Einwanderer in Buenos Aires geboren, übersiedelte als Kind mit seiner Familie nach Deutschland. Die Lebensgeschichte ist aber nur der äußere Rahmen für tiefergehende Betrachtungen.