Bei Sebastian, einem 24-jährigen Studenten wird Krebs diagnostiziert. Aber es ist keine schlimme Krankheitsgeschichte die Berge von verheulten Papiertaschentücher verursacht, wenngleich die Diagnosebesprechungen und Klinikaufenthalte natürlich entsprechenden Raum einnehmen. Aber Sebastian mutiert nicht zum ausschließlich Kranken, zum Patienten ohne „Restleben“. Er trifft und verliebt sich in Linus und hat einige schöne Begegnungen mit ihm. Der Roman ist unterhaltsam trotz durchaus denkbaren Tod. Ohne viel Pathos zeigt der Roman den Wert von Familie und Freundschaft.
Eine überaus lesenswerte Familiengeschichte auf der Höhe der Zeit. Hauptpersonen sind Hans, ein Alt-68er pensionierter Jurist und seine Tochter Saskia, auch sie Juristin, aufgewachsen in bunten WGs, jetzt aber treusorgende Mutter zweier Söhne in Elternzeit. Als ein Windpark vor ihrer Haustüre geplant wird, engagiert sie sich in einer BI und findet dort Mitstreiter mit einer viel grundsätzlicheren Kritik an der heutigen Gesellschaft.
Rechtzeitig zum Hölderlin-Jubiläum ist der Band „Hölderlins Geister“ von Karl-Heinz Ott erschienen. Es ist keine Biographie, sondern die Rezeptionsgeschichte von Hölderlin und seinem Werk. Wobei die Rezeption so unterschiedlich ist, wie bei fast keinem anderen Dichter. War er verrückt oder ein Simulant? Im 19. Jahrhundert fast vergessen, wird er vom George-Kreis wiederentdeckt, dann von Heidegger vereinnahmt und später vom Verlag Roter Stern für eigene Zwecke reklamiert.
Urlaub in Deutschland, und möglichst draußen, liegt in diesem Jahr absolut im Trend. Eine relativ neue Reihe vom Dumont-Verlag hat dies vorausschauend erkannt. Inzwischen gibt es fast 50 Destinationen, überwiegend in Deutschland oder angrenzenden Gebieten. Es gibt Vorschläge für ein paar Stündchen, für einen Tag oder für ein Wochenende. Jeweils mit einer kleinen Karte und Tipps für „beste Zeit“, „Dauer und Strecke“, „Ausrüstung“ und „Hin und weg“.
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt: „Wer in hundert Jahren etwas über das deutsche Familienleben erfahren will, etwas darüber, wie es einmal war, der lese dann „Aus und davon“. “
Eine Sprache die lebt, verändert sich. Darum gibt es natürlich auch Wörter und Bezeichnungen, deren Ursprung für uns im Dunklen liegen, auch wenn wir sie im heutigen Sprachgebrauch durchaus benutzen. Papperlapapp, Rabauke, Larifari, verhohnepipeln oder hanebüchen seien beispielhaft für fast vergessene Wörter genannt. Andrea Schomburg und Irmela Schautz geben für jeden Begriff vier mögliche Herleitungen, aber natürlich stimmt nur eine Version. Ein amüsantes Buch nicht nur für Besserwisser, sondern auch für solche, die es werden wollen. Auch als geistreiches Geschenk geeignet.
Die Rautenbergs: die Geschichte einer westdeutschen Unternehmerfamilie und ihres Verfalls.
Johannes Hosea Stärckle, der Stotterer, hat es nicht gerade leicht gehabt in seinem Leben. Momentan sitzt er wegen Betrugs im Gefängnis. Die Überlebenskunst beherrscht er perfekt in immer wieder neuen Identitäten und er hat gelernt, wie leicht sich Menschen manipulieren und ausbeuten lassen. Der Briefwechsel mit dem Gefängnispfarrer ist absolut lesenswert. Seine Leitlinie sind Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, als dessen Nachfolger er sich begreift.
Katerina Poladjan wurde 1971 in Moskau geboren und siedelte als Kind nach Deutschland über. Ihr Großvater überlebte den Genozid an den Armeniern im Ersten Weltkrieg. Im aktuellen Roman von ihr folgt sie nun dieser Spur. Ihre Heldin, die Buchrestauratorin Helen, reist nach Armenien, um dort ihren familiären Hintergründen näher zu kommen. Die Spurensuche ist oft trügerisch und der unsichtbare Schrecken sowohl der Vergangenheit als auch die kriegerischen Auseinandersetzungen der Gegenwart hocken im Nacken.
Sasa Stanisic wurde 1978 in Visegrad im damaligen Jugoslawien, jetzt Bosnien-Herzegowina, geboren und emigrierte 1992 mit seinen Eltern nach Deutschland. Es ist ein Buch über die verlorene Kindheit, den Abschied von der dementen Großmutter und über das Ankommen in der neuen Heimat - über Geschichte und Gegenwart. Mit großem Erzähltalent und gewohnt lustvoller Formulierungskunst lässt er uns teilhaben an seiner autobiographischen Selbstbefragung. Absolut lesenwert!