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Buchtipps von Axel Dittrich

Constanze Neumann erzählt opulent und spannend das genau recherchierte Porträt zweier höchst unterschiedlicher Frauen und damit die Geschichte ihrer eigenen Familie. Auf der einen Seite Anna Reichenheim, die aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie stammt

Die Autorin verknüpft in „Schicksal“ zwei Leben miteinander: Das der 90-jährigen Rachel, die 1944 als 15-Jährige ihr Elternhaus verlassen hatte, um sich der zionistischen Untergrundgruppe „Lechi“ anzuschliessen und Anschläge auf britische Soldaten im damaligen Mandatsgebiet Palästina zu verüben. Und das von Atara, einer knapp 50-jährigenArchitektin, die sich im Israel der Gegenwart auf die Rekonstruktion alter Gebäude spezialisiert hat. Zeruya Shalev spannt über die Geschichten ihrer Protagonistinnen einen Bogen vom vorstaatlichen Israel bis heute.

Redbone und Calvert kennen sich seit Langem. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten fühlen sie von Anfang an eine starke Verbundenheit. Zwischen den beiden Männern entsteht über die Jahre eine ungewöhnliche Freundschaft. Eher zufällig entsteht in ihnen die Idee der Kornkreise. Während sie hoffen, dass sie in diesem Sommer den perfekten Kreis erschaffen können, kommen sie ihrem Land und seinen Bewohnern, ihren eigenen Träumen näher, erleben sie sowohl ernüchternde als auch traumgleiche Begegnungen.

Als Hubert Horatios Eltern ihr ganzes Geld verjubeln, müssen sie ihr schönes Haus verlassen und in eine Sozialbauwohnung umziehen. Und siehe da: Man kann es auch schön haben, wenn man arm ist. Der Kakao zum Beispiel wird von der Küche zum Schlafzimmer nicht mehr kalt. Frech und witzig zeigt Child, dass man viel aus dem Leben machen kann und dass manchmal auch die Kleinen den Großen etwas beibringen können.

Die Filme des Regisseurs Wes Anderson bestechen vor allem durch ihre einzigartige, unverkennbare Bildsprache. Ungewöhnliche, überraschende, teils bizarre Szenerien – immer perfekt durchkomponiert. Eine ganz besondere Ästhetik, die Millionen Fans lieben. Und zwar so sehr, dass sie sich weltweit auf die Suche begeben und Orte aufspüren, die aussehen, als seien sie einem dieser Filme entsprungen – accidentally Wes Anderson eben. Ergänzt um Geschichten zu den Plätzen und Gebäuden sowie über die Menschen hinter den Fassaden zeigt dieser Band die schönsten und schrägsten Fundstücke .

Wollten Sie schon immer einmal durch ein Buch reisen? Mit Rébecca Dautremer und diesem staunenswerten Buch sind wir auf jeder Seite mitten in einer Entdeckungsreise: Wir begeben uns mit Sweety, dem Kaninchen, auf den langen, langen Weg von ihrem Zuhause bis hin zum Hafen, wo Jacominus kurz davor ist, ein Schiff zu besteigen, und bang auf sie wartet. Wir laufen über Wiesen, durch einen Zirkus, an Marktständen vorbei und an unzähligen Weggefährten, bis zu den Hafendocks, wo wir schließlich in der Ferne die Silhouette von Jacominus erspähen … Kommen wir noch rechtzeitig an?

Seit 2005 erscheinen ihre Romane ungekürzt im Argon Verlag, lebendig und nuancenreich gelesen von Eva Mattes. Zusammen haben sie eine einmalige Erfolgsgeschichte geschrieben und mit jedem Hörbuch unzählige Hörer für sich begeistert. Die sechs großen Romane sowie der Briefroman „Lady Susan“ liegen nun als aufwendig gestaltete Hörbuch-Gesamtausgabe vor. Ein Hörgenuss!

„In Robinsons Tochter steht alles drin, was ich zu sagen habe.“ (Jane Gardam) Über das Leben einer ungewöhnlichen Frau. Einfühlsam, witzig und raffiniert. England 1904 – Polly, mit sechs Jahren schon eine Pflegefamilien-Veteranin, kommt zu ihren frommen Tanten in das gelbe Haus am Meer. Hier gibt es kaum Unterhaltung, aber es gibt Bücher, und lesend entwickelt sich Polly unbemerkt zu einer stillen, unbeugsamen Rebellin. Ein großer Roman voller hinter gepolsterten Türen verborgener Geheimnisse, so raffiniert und klug, wie nur Jane Gardam sie inszenieren kann.

Die Instagram-Schreibkünstlerin Ilona Hartmann erzählt in ihrem Romandebüt „Land in Sicht“ mit trockenem Witz vom Suchen und Finden einer Vaterfigur. Eine junge Frau wächst ohne ihren Vater auf und macht sich auf die Suche nach ihm. Sie findet ihn als Kapitän eines Flusskreuzers auf der Donau, wo sie sich kurzerhand inkognito einbucht und eine Woche mit ihm, 120 Rentnern und der trinkfesten Besatzung verbringt. Sie reflektiert auf der Reise ihre eigene Biografie und lernt einen vertrauten Fremden (oder fremden Vertrauten?) kennen.

Ein Ort in der Provinz, im Osten Frankreichs. Stillgelegte Industrie. Unerträgliche Hitze. Eine Gruppe Jugendliche. Langeweile. Konflikte mit und zwischen den Eltern. Die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Nicolas Mathieu schreibt über die am Rande Liegengelassenen. Über vier Sommer begleitet „Wie später ihre Kinder“ Anthony, Hacine und ihre Freunde beim Erwachsenwerden in einer Welt der Reihenhaussiedlungen und Durchschnittsstädte - einer Welt, in der ihnen nichts geschenkt wird und an der sie dennoch hängen.